Kronen und Brücken

Verschraubt oder zementiert

Eine Dokumentation, zusammengestellt mit unseren eigenen Fällen

Zur Verankerung von Kronen und Brücken auf Implantaten, welche durch den Patienten nicht entfernbar sind (sog. Festsitzender Zahnersatz), gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Verschrauben oder Zementieren. Welche der beiden Methoden zur Anwendung gelangt, ist neben der Präferenz des Behandlers, von verschiedenen Faktoren abhängig. Bei der Entscheidung für die optimale Vorgehensweise unterstützen wir Sie gerne.

Vorteile (Verschraubt)

Der Vorteil verschraubter Implantat getragenen Rekonstruktionen gegenüber zementierten Suprastrukturen ist die einfache Abnehmbarkeit, wie es nach Keramikfrakturen oder Schraubenlockerung notwendig sein kann. Gleichzeitig lässt sich beim Eingliedern der Druck auf das Gewebe durch kontrolliertes Anziehen der Okklusalschraube regulieren. Das Emergenzprofil wird durch die individuell angepasste Implantat-Krone oder das individuelle Abutment ausgeformt.

Einer der größten Nachteile von okklusal verschraubten Implantat-Kronen/Brücken, besteht in der Abhängigkeit der Einschubrichtung zur Implantat-Achse.  Stimmt die Einschubrichtung der Suprastruktur nicht mit der Einschubrichtung der approximalen Kontakträume überein, lässt die Konstruktion nur schwierig eingliedern. Meistens sind große Interdentale Dreiecke in solchen Fällen unausweichlich. Gerade bei innenrotationsgesicherten Implantat-Verbindungen ist im Fall einer verschraubten Lösung die annähernd parallele Aufrichtung zu dem unmittelbar benachbarten Restzahnbestand unausweichlich.  

Mit konischen Implantat-Abutment-Verbindungen, ergeben sich bis zu einer bestimmten Gradzahl, Freiheitsgrade die helfen können gewisse Angulationen auszugleichen. Okklusal verschraubte Implantat-Kronen müssen nach der Insertion okklusal verschlossen werden. Liegen die Schraubkanäle im Bereich zentrischer Okklusionskontakte, kann es vermehrt zu Keramikfrakturen ausgehend von den Randbereichen der Schraubkanäle kommen.

Die Okklusalschraube wird, ob zementiert oder verschraubt, immer mit Drehmoment nach Herstellerangabe angezogen. Es empfiehlt sich neue unbenutzte Okklusalschrauben zu verwenden.

Implantologie

Entscheidungsfaktoren Implantatkrone „verschraubt“

Die Vorteile:

  • Jederzeit zugänglich, leichte Entfernbarkeit.
  • Keine Zementüberschüsse im Sulkus.
  • Beim Einsetzen kann optimaler Druck auf die Gingiva ausgeübt werden.

Die Nachteile:

  • Kauflächen können nicht immer optimal gestaltet werden (Schraubenöffnung).
  • Einschubrichtung abhängig von den Approximalkontakten.
  • Brückenversorgungen mit innenrotationsgesicherter Verbindung sind in Bezug auf die Einschubrichtung schwieriger realisierbar.
  • Optimale Implantat-Ausrichtung notwendig, um optimale Position für okklusalen Schraubkanal zu gewährleisten.
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Fazit

Beide Befestigungsmethoden – die Verschraubung und das Zementieren – haben ihre Berechtigung. Keine Therapievariante ist der anderen überlegen. Je nach fallbezogener Situation müssen anhand von Entscheidungskriterien die Vor- und Nachteile beider Varianten diskutiert werden. Um das Risiko einer zementinduzierten Periimplantitis zu vermeiden, sollten vor allem im schwerer zugänglichen Seitenzahngebiet implantatgestützte Restaurationen verschraubt werden. Im ästhetischen Frontzahngebiet lassen die knöchernen Strukturen nicht immer eine palatinal orientierte Implantatposition zu. Das Zementieren der Implantatkrone auf einem individualisierten Abutment ermöglicht in diesem Fall den Ausgleich der Implantatposition ohne ästhetische Einschränkungen.

Der größte Nachteil von okklusal verschraubten Implantatkronen/Brücken, vor allem bei innenrotationsgesicherten Implantatverbindungen, ist die Einschubrichtung. Stimmt die Einschubrichtung der Implantatachse bei Einzelkronen nicht mit der Einschubrichtung der approximalen Kontaktpunkte überein, so ist die Eingliederung erschwert. Meist entstehen ungewollt große interdentale Dreiecke. Eine verschraubte Brückenrestauration mit einem parallelwandigen, innenrotationsgesicherten Implantatsystem bedingt die annähernd parallele Ausrichtung der Implantate (s. Abb. 9).

Weitere Informationen gibt es auch in der Publikation: Herzklotz I, Kunz A, Beuer F: Verschraubt oder zementiert – ist das die Frage? Quintessenz 2017;68(9):1-7